Gefängnisseelsorge an der BNS2
„Kann so jemand wie ich überhaupt in den Himmel kommen?“ – ein Besuch des Gefängnisseelsorgers Mathias Fuchs an der BNS2
Marc Rahmann, Religionslehrer an der BNS2 und Pastoralreferent in der katholischen Kirchengemeinde Graben-Neudorf-Linkenheim hat der Klasse 1BFR1 vergangene Woche einen besonderen Religionsunterricht geboten. Er hat im Rahmen der Einheit „Kriminalität und Strafe“ den Gefängnisseelsorger Mathias Fuchs der JVA Bruchsal eingeladen. Die Einheit beschäftigt sich mit der Frage nach den Ursachen für Straffälligkeit, nach Ziel und Wirkung von Strafen und konzentriert sich auch auf die Versöhnung zwischen straffälligen Menschen und der Gesellschaft.
Mathias Fuchs, der an zwei Tagen die Woche in der JVA Bruchsal als Seelsorger tätig ist, berichtete von seinen Aufgabengebieten, dem Alltag im Gefängnis und den Fragen, die in seelsorgerlichen Gesprächen auftauchen.
So erzählte Herr Fuchs in einem lebhaften Gespräch mit der Klasse, dass es in jedem Gefängnis in Deutschland (theoretisch) einen evangelischen und einen katholischen Seelsorger geben sollte, die muslimische Seelsorge würde langsam ausgerollt. Die Häufigkeit der seelsorgerlichen Gespräche sei ganz unterschiedlich: es gebe Menschen, die jede Woche mit ihm sprechen wollten und Menschen, die sich nach 5 Jahren auf einmal wieder zu einem Gespräch anmelden. Theologie im eigentlichen Sinne sei weniger häufig der Kern der Gespräche, vielmehr ginge es darum, für die Menschen da zu sein, ihnen zuzuhören, ein offenes Ohr zu haben für alle Probleme, die sie in sich tragen. Ab und an wird es dann doch auch einmal theologisch, z.B. wenn die Frage aufkommt: „Kann so jemand wie ich in den Himmel kommen?“
Auch Gottesdienste führt der Seelsorger durch und berichtet, dass das Ausschließen eines Häftlings von einem Gottesdienst eine der größten Strafen ist, die es im Gefängnisalltag für nicht angemessenes Verhalten geben kann. Auch müssen die Rituale der Kirche im Gefängnis ein wenig abgewandelt werden: so kann nicht wie in einer normalen Kirche mit viel Kerzenlicht gearbeitet werden und die Rosenkränze, die die Insassen auf eigenen Wunsch bekommen können, sind aus Plastik, damit keine Verletzungsgefahr besteht.
Interesse zeigten die Schüler der Klasse auch am alltäglichen Leben im Gefängnis: die Organisation des Essens, welche Kleidung die Häftlinge tragen, ob sie Einzel- oder Doppelzellen haben, wie das mit dem Arbeiten und dem Geldverdienen ist und viele weitere Fragen hat Mathis Fuchs geduldig erklärt.
Wir danken Herrn Fuchs für seinen Besuch bei uns in der Schule und dass er uns seinen Beruf auf so interessante Art näher gebracht hat. Sich mit Themen außerhalb seiner Komfortzone zu beschäftigen und auch an die Menschen zu denken, die am Rande unserer Gesellschaft stehen, ist nämlich auch etwas, das Schule – und vor allem der Religionsunterricht – leisten sollte.

